Fotos von Otto Oetz von der Insel Chiloe (Chile)

15-12-2008

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Chiloe: eigentlich war die Insel südlich von Puerto Montt in meinem Programm gar nicht vorgesehen. Auf dem Schiff traf ich Hortensia, eine energische, kommunikative alte Dame aus Madrid, Alleinreisende wie ich. Im Gespräch mit ihr und anderen erschloß sich die Schönheit von Chiloe und ihr besonderer Charakter. Wir beschloßen für die Insel so etwas wie eine Fahrgemeinschaft für zwei Tage. Am Abschiedsabend erzählte sie mir, daß noch zwei mitreisende Paare nach Chiloe wollten. Guter Gedanke: eine größere, diesmal richtige, Fahrgemeinschaft mit einem entsprechenden Auto. Hortensia zog alle alle Informationen ein, organisierte, während wir andern uns bei Bingo und mit rotem oder weißen Wein beimAbschiedsabend amüsierten. Das Schiff sollte um sechs in Puerto Montt einlaufen. Die Schiffsglocke (nicht so eine kleine, intime, sondern eine heftig grelle und drei Hornstöße rißen alle um drei für einen mehr oder weniger langen Augenblick aus dem Schlaf. Um sechs, als ich mich aus den Federn schälte (ich hatte mir ein einzelnes Bett in einer der Sechserkajüten für die ärmeren Leute erkämpft, nachdem ich in der ersten Nacht im Sägewerk verbracht hatte, akustisch wenigstens), war der Laderaum schon geräumt, Maschinen und mitreisendes Rindvieh schon entladen. Zum ersten Mal wieder ein Blick auf eine richtige Stadt mit einem richtigen Hafen und allem, was dazu gehört: Betriebsamkeit, schmutziges Waßer, Lärm. Man traf sich zum letzten Frühstück und machten aus, beim Außtieg aufeinander zu warten. Fünf waren da und warteten, Hortensia, die Seele des Unternehmens fehlte und tauchte auch nicht wieder auf. So kam es, daß ich mit einem schottischen und einem holländischen Paar, alleine das Auto mieteten, nach Chiloe übersetzten und den nördlichen Teil heimsuchten . Dort liegt in der Tat eine ganz besondere Stimmung über dem Land. Der Europäer sieht einmal Mitteleuropäisches , dann Französisches oder englische Parklandschaft. Es ist grün nach langer Entbehrung sehr angenehm. Spektakuläres gibt es eigentlich nicht, nichts Großes, Gewaltiges. Alles wirkt eher intim. Baustoff in Chiloe, wie auch nördlich davon Holz. Das hat sogar etwas Skandinavisches.Auch die Kirchen sind aus Holz. Wir gerieten gleich am Anfang auf eine kleine Nebenstraße und entdeckten unsere erste dieser Kirchen (wir sahen in zwei Tagen noch viele). Kirche und Friedhof gehören zusammen, das versteht sich. Daß die kleine Bedürfnisanstalt ländlich, sittlich hinter dem Gotteshaus stand, war überraschend. Mich entzückte davon abgesehen die Farbenpracht auf den Gräbern. Sie zeugt von einer recht intensiven Beziehung zu verstorbenen Angehörigen.

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Wir schauten den Schwänen zu; dann kam ich mit dem Mann ins Gespräch, der vor der Türe seines Hauses stand. Er lud uns ein, das Haus zu besichtigen. Er hat es zusammen mit seinem Vater selbst gebaut: vom Fällen der Bäume bis zur letzten Schraube. Klar: das macht stolz. Ein wenig ist er Künstler und Sammler alter Gegenstände aus den Häusern der Nachbarschaft. Die Zeit bleibt nicht stehen: Im Obergeschoß des Loft (keine Wände im Haus) steht der Laptop. Eine Begegnung, wie selbstverständlich entstanden, bleibt im Gedächtnis.

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In …..., dem ersten Ort kehrten wir ein. Unerwartet, die Herzlichkeit, mit der wir empfangen wurden. Es gab zur Begrüßung verschiedene Sorten von Aufgesetztem, eine intenisve Erläuterung der örtlichen Küche (fast alles mit Fisch und Meeresfrüchten, versteht sich), uns wurden Bücher vorgelegt, Gästebücher, über die Insel. Freundlichkeit, Herzlichkeit als ob man seit Jahren Freund wäre oder zur Familie gehörte. Nach dem Eßen wurden wir zur Besichtigung in die Küche eingeladen. Fast fiel der Abschied schwer. Noch eine Empfehlung wurde uns mit auf den Weg gegeben. Zwei km weiter liegt eine kleine Insel, eine Mischung aus Naturreservat und botanischem Lehrgarten mir einem kaum greifbarem mystischen Hauch über allem.



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Da wird auch der ungläubige der Mensch ganz ruhig: wieder die Kirche, der Friedhof, die Blumen. Drumherum Wasser, mit Gänsen, Schwänen, anderen Vögel und über allem die Stille.

14-12-2008

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Warum springt einer aus seinen Schuhen? Hat ihn was erschreckt, geärgert, war es eine nicht erfüllte Liebe, eine Sehnsucht. Ist er barfuß nach Hause oder etwa ins Wasser gegangen? Ist er vor etwas Schrecklichem davon gelaufen der Liebsten hinterher? Viele mögliche Geschichten: Schuhe im Sand, aber keine Spuren. Erst fand sich einer, dann brachte ein Reisegenosse von anderswoher den zweiten.



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Ich suchte die Post und wurde hin und her geschickt. Erst zum Ende der Straße, da war es ein gelbes Haus, dann zurück zu einem blauen, schließlich war es grau und wurde gefunden. So genau sind die Leute nicht: Aber bitte ruhig bleiben und nicht aufregen. Alles regelt sich mit der Zeit. Die sagen auch schon mal rechts und meinen links. Es lohnt sich darauf zu achten, wohin der Arm zeigt. Den Hygienehinweis fand ich dann auf dem Klo des örtlichen Museums: "Toilettenpapier nicht auf den Boden werfen. Auch das Klo ist Kultur. Danke." Bitte nicht vergessen und immer daran denken!



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Häuser und kleiner Markt im Hafen von...... Was wie Rosenkränze aussieht, sind auf Kordel gezogene Muscheln. Neugierig kaufte ich so eine Schnur und fand, daß es europäischem Geschmack nicht entgegenkam. Ich fand eine Frau, der ich die Köstlichkeit schenken konnte. Alle waren zufrieden. Außer diesen Muscheln verkauften sie Bündel von Schweineschwarte und getrocknete Algen.



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Kein Rorbuer auf den Lofoten sondern "palefitos" in der größten Stadt von Chiloe, Castro. Touristenattraktion; aber bitte nicht so genau hinschauen. Bei Ebbe kommt mancher Unrat zum Vorschein und der Geruch ist gewöhnungsbedürftig. Die Idylle ist für die ärmeren (nicht die ganz Armen); wer's hat, wohnt woanders.



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La Plazuela del Tren. Das Plätzchen des Zugs. Bis 1960 gab es eine Kleinbahn auf der Insel. Pablo Neruda hat 1926 eine Ode auf die Lokomotive geschrieben. Dann bebte die Erde und mit dem Eisenbahnverkehr war es für immer aus. Wo der Bahnhof war, ist heute ein kleiner Park: eine Lokomotive und Dampfmaschinen britischer Herstellung. Malcolm, der Schotte freute sich als Brite.

Der 2cv wird wohl noch bewegt und war nur zufällig und vorübergehend Teil der Installation. Die beiden Maler machten Siesta oder Zigarettenpause und freuten sich, ins Objektiv geraten zu sein.



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In die Kirche ging ich nach allen andern alleine, nachdem ich ein Telefon gesucht, gefunden und nach Hause telefoniert hatte. Im hölzernen Innenraum traf ich zwei Leute vom Schiff. Sie erzählten, dass sie Hortensia, die Frau aus Madrid getroffen hatten und wussten sogar, in welcher Herberge sie abgestiegen war. Wir fuhren vorbei und ich klingelte an der Türe. Die Freude war auf allen Seiten groß, als Hortensia die Türe öffnete. So gab es wenigstens noch eine Umarmung, einen Adressenaustausch, ein Fotos und für die anderen ein neues Rendezvous im chilenischen Seendistrikt. Den wollte ich überspringen, weil ich dachte: "Genug der Seen und der Vulkane. Ich sehe anderswo noch welche." Außerdem sehnte ich mich nach richtiger Stadt. Ziel also: Valdivia, die Schöne. Unsere kleine Gruppe fuhr weiter und übernachtete in einem kleinen Ort an der Ku¨ste, Chochi; Hortensia hatte ihr Bett in Castro und blieb.

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