Fotos von Otto Oetz aus Santa Cruz (Bolivien)

22/23-01-2009

  

  

Zu dieser Stadt passt dieser emblematische Vogel, der im Patio des Hospedaje 'Resedencial Bólivar' mit einem Gesellen (einer Gesellin?) sein Wesen treibt.

Mir gefällt, dass er sich für meine Lektüre interessierte. Ich schleppe das Buch mit mir herum, seit ich in Ushuaia beschloss, mich einer Borges-Initiation zu unterziehen. Am Anfang der Reise war Buenos Aires, am Ende wieder, diesmal literarisch. Wenn Borges jetzt von Palermo spricht, weiß (ahne) ich, was er vor Augen hat.

Der tukanische Mitleser scheint nicht nur neugierig darauf, was der Gast des Hauses da liest; vielmehr durchaus auch von der Lektüre zutiefst beeindruckt und diskussionsbereit. Leider gibt es sprachliche Grenzen. So bleibt mir trotz aller Bemühungen beiderseits nur, mich alleine mit dem Argentinier auseinanderzusetzen. Ich war vor Referendum zwei Tage in Santa Cruz, bevor ich mich auf den Weg zu den Jesuiten begab. Was hätte der Borges mit den Slogans angefangen, die mir hier begegneten und mit denen die Stadt sich gegen das von ihr so gesehene Projekt des totalitären, kommunistischen, indigenistischen, gottesmörderischen Evo Morales wappnete? Erträglich nur, wenn man's literarisch nimmt.

Den philosophischen Tukan hat wohl auch keiner nach seiner Meinung gefragt.

Mehr zum Referendum in einem eigenen Kapitel.









Santa Cruz ist eine entspannt wirkende, tropische Stadt. Natürlich ist auch hier, wenn mensch das Stadtzentrum verlässt, Armut nicht zu übersehen. In der Stadtmitte kann sie übersehen,wer nicht so genau hinschaut. Da gibt es ein Gefälle von Potosí im Osten zu den Städten im Osten. Wie es auf dem Land aussieht, weiss ich noch nicht.





Auch die Schuputzer nehmen das Leben gelassen, machen mal Pause; die junge Frau passt auf, dass sich keiner außer der Reihe die Schuhe selber poliert. In La Paz tragen die jungen Männer des Metiers schwarze Guerillero-Masken. Das sieht bedrohlich aus, gehört aber zum Straßenbild. Dort hätte ich kein Foto riskiert, obowhl die Jungens mit ihren schwarzen Masken ganz unaufdringlich und friedlich ihrem Metier nachgehen.

Auch der Schuhputzer hält mit seiner politischen Meinung nicht hinter dem Berg. Klar, dass er für das 'Nein' wirbt.



Die allererste Entdeckung in Santa Cruz war dieses 'Kulturcafé', eine eigentlich sebstverständliche, und dennoch nicht häufige Einrichtung. Das Goethe-Institut und die Alliance Française in lebendiger Symbiose. Am ersten Abend wurde eine Ausstellung eröffnet. Am nächsten Tag sprach ich erst mit dem französischen Leiter, dann mit seiner deutschen Kollegin. Vergleichbares gibt es bisher nur in Ramallah (Palästina). Sie haben ein altes Haus mit Geldern der Regierungen renovieret und erweitert.


















Seit der ersten guten Erfahrung in La Paz speise ich, wenn es nur geht, auf den Märkten. Das Essen ist gut, es kostet nicht viel. Die Atmosphäre ist freundlich, verschlägt dem Hungrigen durchaus nicht den Appetit. Ganz im Gegenteil.

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