31. Dezember 2011

Vor 20 Jahren war ich mit der Familie schon einmal in Jerusalem. Die Stadt außerhalb der Altstadt hat sich sehr geändert. Es wurde viel gebaut, zum Beispiel an der Jaffa-Street. Hier das Institut Français nahe dem Jaffator.
  
Die Veränderungen sind auch problematisch. Der Taxifahrer, der mich bei der Ankunft zum Hostel brachte, wies mich auf Luxus-Hotels hin, die teuer und längst nicht ausgelastet sind. Reiche Amerikaner kämen nach Jerusalem und mieteten sich für kurze Zeit ein. Dazu fand ich nach der Reise einen Bericht in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Es findet der übliche Gentrifizierungsprozess statt, Menschen, die bisher im Zentrum gewohnt hatten, würden in Randbezirke verdrängt. Vor den Mauern der Altstadt bewegen sich Touristen. Unterhalb liegt ein luxuriöses Einkaufszentrum, eine Mall mit edlen Geschäften und Restaurants. Mamilla-Mall. Auch nichts für den Normalverbraucher.
Es gibt eine Straßenbahn. Die Jerusalemer müssen sich noch daran gewöhnen. Viel Zeit mitbringen für den Kampf am Fahrkartenautomat. Wer Pech hat, hat das ticket noch nicht, wenn die Bahn kommt. Aber es gibt immer hilfreiche Mitmenschen. Und es wird kontrolliert.
  

  
In Yad Vachem ist Stille angesagt. Die Gedenkstätte präsentiert sich anders als vor 20 Jahren. Bedrückend, zum Einhalten und Nachdenken zwingend.
Ich hatte mir vorgenommen, im Garten der Gerechten nach dem Baum mit dem Namensschild Jean Jülich zu suchen. Es gibt ein Verzeichnis und einen Plan. Der Name ist eingetragen. Aber trotz freundlicher Hilfe habe ich die Tafel nicht gefunden. Jean Jülich war Kölner Edelweißpirat und ist vor Kurzem gestorben. Statt dessen fand ich den Namen Willi Bleichers, des DGB-Vorsitzenden der sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Willi bleicher war Widerständler gegen das Nazi-Regime und hat bei der Rettung des jüdischen Jungen Jerzy Zweig mitgewirkt. Der DDR-Autor Bruno Apitz hat in dem Roman 'Nackt unter Wölfen' dargestellt. Im Garten der Gerechten werden werden unter vielen anderen 495 Deutsche geehrt, die Juden vor Verfolgung, Vernichtung durch das NS-System geschützt haben.

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